Was für ein Gefühl!
Jeden Tag aufs Neue, sobald ich dieses Buch aufschlage, nimmt es mich gefangen. Ein Gefühl, wie nach Hause zu kommen.
Haben mich anfangs der Umfang des Buches und die kleine Schrift etwas abgeschreckt, sehnte ich ab der ersten Seite eine noch kleinere Schrift und noch mehr Seiten herbei.
Aber da die Schrift sich nach dem Lesen nicht auflöst, kann man immer und immer wieder in die Welt „Der Frau des Präsidenten“ abtauchen.
Alice übernimmt in diesem fiktiven Roman die Rolle der Laura Bush und Charlie die ihres Mannes George Bush.
Alice wurde nicht gleich die Frau des Präsidenten, sie hätte es sich nie im Leben träumen lassen, an seiner Seite zu stehen. Wenn sie ehrlich ist, hätte sie es auch nie geträumt, denn als überzeugte Demokratin und aufgewachsen in einer sittsamen Familie, wollte sie ihr Leben in Ruhe genießen und nie im Rampenlicht stehen.
Doch noch bevor sie ihren späteren Ehemann Charlie Blackwell kennenlernte, wurde sie von jetzt auf gleich aus der Bahn gerissen. Ein Autounfall, an dem sie die Schuld hatte und bei dem sie ihre große Jugendliebe tötete. Als wäre das nicht schon genug und die Trauer unüberwindlich, widerfährt ihr ein noch ganz anderes Schicksal, was sie auf jeden Fall ihr Leben lang begleiten wird. Sobald eine Achterbahnfahrt der Gefühle durchlebt ist, beginnt für Alice eine neue. Ihr begegnet ihr charmanter, witziger, aber auch ausgesprochen leichtfüßiger Mann aus republikanischem Hause. Hals über Kopf verliebt sie sich in ihn und erahnt nicht im Geringsten, was sie noch alles mit ihm und seiner Familie erleben wird. Auch ist da noch nicht abzusehen, in welche große Stadt und vor allem in welches Haus es sie einmal verschlägt. Eigentlich will sie dieses neue widersprüchliche Leben aber nicht.
Noch einmal muss ich erwähnen, dass es unheimlich viel Spaß macht in diesem Roman von Curtis Sittenfeld zu lesen. Eine Verbundenheit mit Alice macht dieses Buch wie ein zweites paralleles Leben.
Ihre Handlungen, Entscheidungen, wie sie denkt, wie sie fühlt, alles basiert auf einem wirklich gut nachempfundenen Leben als Frau und später als Frau eines Präsidenten. Curtis Sittenfeld versteht es, den Leser in eine umfangreiche Geschichte mit einzubinden, verleiht jeder Romanfigur genügend Farbe und Charakter, um viel von sich preiszugeben und interessant zu bleiben. Sehr stimmig charakterisiert und mit teils wahren Begebenheiten verknüpft, werden beide Hauptfiguren nochmals näher an die Öffentlichkeit getragen und haben dieses "Comeback" redlich verdient. Der gesellschaftliche amerikanische Stil sowie die Denk- und Lebensweisen der Amerikaner wurden in dieses große Zeitfenster eingearbeitet und kommen nicht zu kurz. Die amüsanten Gegensätze von Alice und Charlie ziehen sich im wahrsten Sinne des Wortes an und sorgen für den erfrischenden Spritzer Humor.
Ein faszinierender Roman, nicht nur für Amerikaliebhaber(innen)
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