Dienstag, 7. Juli 2009

Die souveräne Leserin von Alan Bennett


Souverän im wahrsten Sinne des Wortes.

Hätte der Bücherbus der Bezirksbibliothek der City of Westminster nicht neben den Abfalleimern der Küchentür geparkt und wären die Hunde nicht kläffend von ihrem üblichen Weg abgewichen…..Was dann ? Ja, dann hätte die Queen nie Kontakt zur Bücherwelt aufgenommen.
Dort macht sie Bekanntschaft mit dem Bibliothekar Mr. Hutchings und dem Koch Norman Seakins. Obwohl der Bücherbus jeden Mittwoch für Leseratten zugänglich ist, wird er nur von Norman in Anspruch genommen, doch das wird sich ändern.
Die Queen wollte anfangs eigentlich kein Buch ausleihen, doch entwickelt nun von Buch zu Buch eine Liebe zu diesen, die für alle Bediensteten, Präsidenten, Sir Kevin und allgemein in den Hofkreisen nicht erwünscht ist. Als sich bei der Queen die Bücher nur so zu stapeln anfangen und ihre neue Begeisterung inzwischen zur Besessenheit geworden ist, stellt sie auch noch Norman als ihren literarischen Assistenten ein. Und als wäre das alles nicht genug, will sie auch noch im Gottesdienst am kirchlichen Lesepult auftreten. Die Idee, ein eigenes Buch zu schreiben, nimmt zusehends Gestalt an, wäre da nicht Sir Kevin. Dieser ist vom neuen Hobby überhaupt nicht begeistert, denn die Queen vernachlässigt ihre Pflichten und liest lieber Bücherm, als auf Kutschfahrten in die Menge zu winken oder Veranstaltungen zu besuchen.

Ein amüsanter Roman, in dem die Liebe zum Lesen von der Queen nicht besser beschrieben werden könnte. Köstliche Dialoge sind so humorvoll und voller Überzeugung, dass nicht nur Sir Kevin die Worte fehlen.

„An welche ethnischen Klassiker hatten Sie da gedacht, Sir Kevin? Das Kamasutra?“

Die Queen teil mit dem Leser ihre Eindrücke, gibt Empfindungen wieder und kurze Einblicke in ihre Lektüren. Es macht Spaß zu lesen, wie Jane Austen-Romane sich von Insektenforschung zu Literatur mit Note und Charme verwandeln, wie Feminismus Bedeutung für die Queen gewinnt und auch Dostojewski einen Platz bei ihr findet.
Ein weiteres i-Tüpfelchen ist für mich der wundervolle rote Einband und das Zitat: „Man legt sein Leben nicht in seine Bücher. Man findet es ihn ihnen“
Die Unerfahrene wird souverän.

Binea.

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