Montag, 13. Juli 2009

Interview mit Alina Bronsky


Leser fragen – Autoren antworten
Alina Bronsky kam 1978 in der russischen Industriestadt Jekaterinburg zur Welt. Sie ist Tochter eines Physikers und einer Astronomin. Sie wuchs auf der asiatischen Seite des Ural-Gebirges sowie in Marburg und Darmstadt auf. Nach Abbruch ihres Medizinstudiums arbeitete sie als Werbetexterin und Zeitungsredakteurin. Sie lebt in Frankfurt. “Scherbenpark”
ist ihr erster Roman.

Wie ist Ihnen die Idee zum Roman „Scherbenpark“ gekommen?
Das kann ich gar nicht sagen. Sie war auf einmal da, es gab keinen bestimmten Auslöser.

Hat der Roman irgendwelche Verbindungen zu ihrem eigenen Leben?
Wahrscheinlich hat jeder Roman etwas mit dem Autor zu tun, auch
“Scherbenpark”, allerdings ist er nicht autobiografisch.
Ich habe auch keine wahren Personen oder Ereignisse beschrieben,
aber natürlich ist die Geschichte von dem, was ich erlebt habe,
beeinflusst.

Hat es Ihnen etwas ausgemacht, in so unterschiedlichen Gegenden und Städten
aufzuwachsen und sich immer neu anpassen zu müssen?
So viele waren es ja nicht, ich bin nur ein paar Mal umgezogen. Für mich war es selbstverständlich und ich hatte das Gefühl, dass sich mein Leben ständig verbessert. Daher hat es mir nicht viel ausgemacht. Wahrscheinlich war es auch etwas anstrengend, aber daran kann ich mich nicht mehr so genau
erinnern.

Wie gehen Sie mit negativen Kritiken zu Ihrem Roman um?
Ich hatte mit viel mehr negativen Kritiken gerechnet, weil mein Roman auch
stark mit den Klischees spielt und das durchaus kritisiert werden darf. Deswegen war ich eher überrascht, dass die meisten hochseriösen Feuilletons von „Scherbenpark“ begeistert waren. Die negativen Kritiken waren da nur ein gesunder Ausgleich,
es kann ja nicht jeder alles schön finden. Aber im ersten Moment hat’s mich natürlich schon geärgert, vor allem wenn die Kritik unsachlich war und mich persönlich angegriffen hat.

Waren Sie von dem Erfolg des Buchs überrascht?
Ich hatte mit einer gewissen Aufmerksamkeit gerechnet, aber das Ausmaß des Erfolgs hat mich dann doch überrascht.

Wie bereiten Sie sich auf Lesungen vor?
Inzwischen gar nicht, da ich schon sehr viele „Scherbenpark“- Veranstaltungen hatte und auf bereits Vorbereitetes zurückgreifen kann. Ich habe meist Textpassagen ausgewählt und gebe den Zuhörern immer Gelegenheit zum Fragen und zur Diskussion. Nur wenn eine Lesung vor einer ganz neuen Zielgruppe ansteht - wie die erste Lesung an einer Schule zum Beispiel - dann mache ich mir mehr Gedanken darüber, wie ich den Ablauf gestalte.

Haben Sie Lampenfieber oder ist es eher freudige Erwartung? Oder eine Mischung aus beidem ?
Das ist unterschiedlich, etwas aufgeregt bin ich fast immer. Das Lampenfieber ist aber schon stark zurückgegangen, außer es handelt sich um ungewöhnliche Umgebung, sehr viel Publikum oder eine Live-Sendung.

Haben ihre eigenen Bücher zu Hause bei Ihnen einen Ehrenplatz?
Nee, die liegen in einer Kiste in der Ecke.

Wie lange hast Du für Dein Buch gebraucht?
Ich hatte die Geschichte mindestens ein Jahr im Kopf entwickelt, bis ich angefangen hatte zu schreiben. Und das ging dann recht schnell - so etwa 5 Monate.

Bitte stellen Sie uns ihre kommenden Projekte vor.
Ich schreibe an einem neuen Roman, rede aber noch nicht so gern darüber, erst wenn er fertig ist.

Denken Sie der E-Reader für sog. E-Books findet im privaten Haushalt Einzug und kann dem Produkt Buch „gefährlich“ werden?
Ich kann mir schon vorstellen, dass diese Geräte sehr populär werden, vor allem im Urlaub, bei Fachliteratur oder, wie bereits jetzt, bei Profilesern mit sehr viel Lesestoff wie Verlagsmitarbeitern. Ich selber habe keinen Reader, lese aber viel vom Bildschirm. Elektronische Bücher werden aber wahrscheinlich eher zusätzlich zum “Papier”-Buch gelesen und es sicher nicht so schnell ablösen. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass das gedruckte Buch, ein sehr sinnliches und auch praktisches Medium, weiter eine große Zukunft hat.

Welches ist Ihr Lieblingsbuch?
Habe keins - dafür lese ich zu viel.

Empfehlen Sie uns drei Bücher anderer Autoren.
Jetzt mal sehr bunt gemischt: “Der englische Harem” von Anthony McCarten, “Die Korrekturen” von Jonathan Franzen und “Gut gegen Nordwind” von Daniel Glattauer.

In welchem Umfeld schreiben Sie?
In jedem, das ich vorfinde. Hauptsache ich sitze bequem und habe ein Notebook dabei.

Ich bedanke mich recht herzlich für dieses Interview und freue mich schon sehr auf Ihren nächsten Roman.
Bianca Raum. 12.07.2009


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