Furor und Aus-Wisch
Furor ist der Mann, der mit seinem Vater Großes vorhat. Aus-Wisch heißt das Haus und wohl auch der Ort, wo Bruno lebt.
Schweren Herzens lässt Bruno das Haus, in dem er seine ersten neun Lebensjahre verbracht hat, zurück. Sein Vater hat eine neue Aufgabe und dieser müssen sich Brunos Mutter und seine Schwester Gretel unterordnen. Das fällt aber bei unfreundlichen Soldaten, sehr scheuem Hauspersonal und überhaupt keinen Freunden nicht leicht.
Als Bruno aus seinem Zimmerfenster schaut, sieht er auf einmal viele Menschen und seine Neugier ist geweckt.
Warum aber sind alle im Pyjama und warum hat sein Vater ihm nicht von den vielen Kindern erzählt?
Abenteuerlustig begibt er sich an den großen Zaun und macht trotz der vielen Verbote seiner Eltern Bekanntschaft mit Schmuel, einem jüdischen Jungen. Nach und nach bekommt er die Augen geöffnet und versucht zu begreifen, was es mit dem Zaun, hinter dem Schmuel fast jeden Tag wartet, auf sich hat.
Unvoreingenommen, genau wie es vom Verlag empfohlen wird, habe ich das Buch zur Hand genommen.
Ein Jugendbuch, das sich um den zweiten Weltkrieg, das Konzentrationslager Auschwitz, Juden und Soldaten dreht.
Mit Bruno hat John Boyne einen Protagonisten erschaffen, der nicht nur, wie es vorerst scheint, altklug und neugierig ist, sondern auch sehr naiv und dumm. Selbst seine schlaue Schwester, die oft als hoffnungsloser Fall erwähnt wird, kann ihm nicht erklären, dass Aus-Wisch nichts mit auswischen zu tun hat, sondern ein Ort namens Auschwitz in Polen ist. Auch andere Begriffe wie Furor = Führer werden nicht aufgeschlüsselt, Bruno wird und soll im Dunkeln tappen. Fast schon übertrieben weist Boyne in jedem Kapitel auf die Eigenschaften seiner Hauptperson hin.
In Anbetracht dessen, dass es ein Jugendbuch ist, sollte der erwachsene Leser die ständigen Wiederholungen von einzelnen Textpassagen akzeptieren. Diese dienen zwar der besseren Einprägung, haben aber meinen Lesefluss gebremst.
Die anderen Charaktere um Bruno sind mir zu wenig beschrieben, hätte ich doch gern mehr davon erfahren, was für Emotionen sich in ihren Köpfen abspielten.
Das sehr bewegende Ende kam für mich sehr plötzlich und hinterlässt bei jüngeren Lesern sicher viele Fragen.
Alles in allem ein außergewöhnlich beklemmendes Buch, das mit seiner einfachen Schreibweise einen ganz besonderen Charme hat und mich zu Tränen rührte.
Binea.
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