Dienstag, 19. Januar 2010

Blut und Silber von Sabine Ebert




Frankfurter Buchmesse.
Bücher, wohin das Auge sieht, keine Einzelstücke, oft dieselben in einem Regal, hohe Büchertürme, Menschen mit denselben Exemplaren in der Hand.
Dann kommt der Stand von Droemer Knaur. Ein Buch, eine Vitrine, ein Mensch.
Ich stehe vor dem ersten Hardcover Buch von Frau Ebert, es steht vor mir eingesperrt, umhüllt von Glas und keiner darf es berühren. Geduld bis zum 02.11.09.

Edel, einfach edel. Angefangen vom Cover, was goldig und anmutig strahlt und förmlich die Hand nach mir ausstreckt. Ich greife zu und befühle den goldenen Schriftzug unter dem Cover auf dem Buchrücken. Auf der ersten Seite schaue ich auf eine Zeichnung von Freiberg im Jahr 1295 und danach folgt die Dramatis Personae.

Ich denke gerade daran, dass ich, wenn ich nur eine Seite weiter blättere, im Buch drinnen bin. So erging es mir bei den ersten drei bisher erschienenen "Hebammen"-Bänden von Frau Ebert und schon steh ich auch in "Blut und Silber" mittendrin.

Altenburg, Dezember 1295 dann Freiberg, Januar 1296.
Unsere Stadt wird angegriffen. Ich spanne meinen Bogen, bereit für den Angriff und kämpfe neben Ulrich von Maltritz, Hauptmann Markus und auch der rothaarige junge Christian hilft, wo er kann. Änne hilft auch, sie kümmert sich genau wie die Gauklerin Sybilla auf der Burg um die Verletzten und versorgt diese so gut und schnell sie kann. Die Streitmacht von König Adolf von Nassau ist gewaltig und will Freiberg, die reiche Silberstadt, einnehmen und mit aller Macht Friedrich von Wettin vertreiben. Hätte es unter dem Volk keinen Verrat gegeben, wäre sicher weniger Blut geflossen, aber dann wären sich Markus und Änne auch nicht näher gekommen. Beide werden dennoch getrennt, blutige Schlachten beginnen und das Aufeinandertreffen der Schwerter im Kampf ist deutlich zu hören. Dieser Kampf ist erst der Erste und auch die persönlichen Schicksalsschläge der Handelnden stehen noch bevor.

In drei Teile ist das Buch gegliedert, jeder Teil umfasst das Leid der Menschen in dieser Zeit, Kämpfe, blutige Schlachten, aber auch die Liebe, Zusammenhalt und Stärke der damals Lebenden.
Das Klirren der Schwerter klingt in meinen Ohren, in einer Lesung von Frau Ebert wurden die Kämpfe nachchoreographiert und haben das Buch noch lebendiger gemacht, als es so schon ist.
Anders als in den Hebammenromanen, in denen ich mich sehr mit Marthe verbunden fühlte, ist es hier eher das männliche Geschlecht. Es tut mir weh, einige Weggefährten zu verlieren, mein Herz reißt bei diesen Verlusten, dennoch gibt es starke Männer, die über diese Verluste hinweg trösten und diese wirken wie Balsam für die Leserseele. Vergewaltigungen, Folter, aber auch Zärtlichkeiten und die Geburt von neuem Leben haben einen festen Platz. Änne wie auch Sybilla sind starke Frauen, die kämpfen bis zum Schluss, aber in ihren Charakterzügen nicht mit einer Marthe aus Christiansdorf zu vergleichen sind.

Heute habe ich vor dem Fürstenzug gestanden und mir die tapferen Herren erneut angeschaut. Freiberg, was gleich in der Nähe ist, hat aber spätestens nach dem vierten Buch von Frau Ebert einen Besuch verdient.

Geschichte ist nicht gleich Geschichte, erst recht nicht, wenn Frau Ebert ihre Finger im Spiel hat und trockenen Fakten Leben einhaucht, die wahren Begebenheiten mit fiktiven vermischt und diese zu einem lebendigen Werk vereint.

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