Eine Geschichte in fünf Teilen
Micha, Conrad, Richard, Malte, Raymond und dazwischen steht Alice.
Alice aus Berlin stürzt von einer Trauerfeier zur nächsten. Erst verlässt sie ihre ehemalige Liebe Micha aus Zweibrücken, dann andere Männer, die ihr ans Herz gewachsen sind. Trauer, Verlustangst und auch das Warten auf die Erlösung, Warten auf den langersehnten Tod spielen eine Rolle in diesem Erzählband.
Alice zeigt uns als tapfere Protagonistin, wie man mit dem Tod versucht umzugehen, ohne selber mitgerissen zu werden, den Tod an Erinnerungen zu knüpfen und damit wieder neu zu beginnen.
Mit mulmigem Gefühl habe ich die erste Geschichte gelesen, ständig die Angst vor Enttäuschung im Kopf. „Nichts als Gespenster“, mein erstes Buch von ihr, hat mich nicht begeistern können. Aice war der zweite Versuch, nicht perfekt, aber auf jeden Fall einer in die richtige Richtung.
Eine Sommerlektüre ist dieses blaue Emotionsbündel wahrlich nicht, denn der Tod lässt diese Jahreszeit genauso außer Acht. Einmal in Alice hineinversetzt, umhüllt von einem schwarzen Schleier, durchläuft man sehr langsam fünf verschiedene und doch so ähnliche Wege.
Das Besondere an Frau Hermanns Romanen: Sie schreibt genau das auf, was sie sieht und fühlt. Sie schreibt kurz und prägnant, beiläufig, aber auch umständlich und nachdenklich.
Bewusst lässt die Autorin Judith Hermann in ihrem Roman die Kennzeichnung der Dialoge weg. Mit diesem Stil schafft sie es, den Leser zu bremsen, behängt ihn mit einem schweren Gewicht und senkt ihn somit tiefer in das Geschehen hinein.
Eine Gefühlssammlung, die an die Substanz geht.
Binea.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen