Hand in Hand gegen den Krebs
Helen ist eine fröhliche und sorglose Witwe in der Stadt Melbourne. In ihrer Nachbarschaft wohnen ihre Kinder, unter anderem ihre Enkelin Bessie. Bessie unternimmt allerhand mit ihr, so holt sie auch Nicola mit vom Flughafen ab, denn diese kommt für drei Wochen zu Besuch. Nicola aus Sydney kommt aber nicht, um Urlaub zu machen, sondern sie will in Helens Nähe weiter gegen den Krebs ankämpfen. Ein letzter Strohalm ist eine alternative Krebstherapie. Nicola ist mager, ihre Knochen schimmern durch die dünne Haut und sie friert. Am Telefon klang Nicola noch kräftig und voller Energie, doch nun hält Helen einen todkranken Körper in den Armen und ihr wird bewusst, auf was sie sich eingelassen hat.
Um ihrer Freundin den Aufenthalt so unbeschwert wie möglich zu machen, hat Helen sämtliche Vorbereitungen getroffen. Das Bett ist nach dem positiven Energiefluss ausgerichtet, die Bettwäsche sorgsam gewählt, stärkende Suppe gekocht und auch der Teppich ist ausgetauscht, denn an dem bisherigen hätte Nicola an den Fußangeln hängen bleiben können.
Doch jetzt ist sich Helen plötzlich unsicher. Tut sie das Richtige? Nach der heutigen Therapie geht es ihrer Freundin noch schlechter, sogar Bessie musste sie heute abweisen. Nicola ist für Besuch einfach zu schwach.
Nachdem nun eine Woche vergangen ist, Helen Tag und Nacht schmutzige Bettwäsche gewechselt, ihre Freundin gewärmt, unterhalten und umpflegt hat, kann sie Nicolas aufgesetztes Lächeln nicht mehr sehen und Wut staut sich in ihr auf.
Hilft Nicola diese umstrittene Therapie wirklich? Wer ist dieser ominöse Arzt, welcher auf die Vitamin C, die Schröpf- und Ozonkur schwört? Wieso sind in den Behandlungsräumen keine seriösen Fachkräfte und warum will niemand Nicolas Schmerzen wahrhaben? Helen findet heraus, dass die Möchte-Gern-Ärzte Scharlatane sind und versucht, Nicola die Augen zu öffnen. Ihre Freundin überspielt aber jegliche Überzeugungsversuche und startet unbeirrt in den nächsten Tag, denn diese Behandlung ist vielleicht ihre letzte Chance, den Krebs zu bekämpfen.
Dieser auf Tatsachen basierende Roman ist eine tieftraurige Geschichte. Helen Garner berührt mit ihren glasklaren Worten den Leser an einem empfindlichen Punkt. Sie schildert den Verlauf der Krankheit im Endstadium für Betroffene und Nichtbetroffene sehr nachvollziehbar und lässt die beiden Protagonistinnen zwischen Zweifel und Hoffnung, Angst und Mut agieren.
Ein sehr sensibles, emotionales Thema wird mit etwas beherztem Witz zu einer wundervollen sogar ab und an heiteren Lektüre.
Binea.
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