Amoklauf und Computerfreak passt nicht zusammen und sollte auch nicht in eine Schublade gesteckt werden.
Das aber erstmal am Rande, denn in Oliver Uschmanns neuestem Roman steht Dennis im Mittelpunkt.
Dennis lebt zusammen mit seiner Mutter in einem Hochhaus und liebt es, sich aus der realen Welt in die Welt der Spiele und Filme zu versetzen. Als wäre diese andere Welt nicht schon aufregend und bunt genug, ist sein Fernglas sein bester Freund. Dennis liebt es in andere Wohnungen zu schauen und sich die Probleme anderer anzunehmen und zu helfen. Sobald er einen Streit beobachtet oder etwas nicht stimmt, bastelt er einen Code Yellow und im Notfall sogar einen Code Red, um Missverständnisse auszuräumen und die Wogen wieder zu glätten. Diese Karten lässt er von seinem Kumpel aus der Videothek im Hochhaus in die Briefkästen verteilen. Somit ist Dennis´s Tag voller Aufgaben und ihm gelingt es, sich von seinem Leben und seinen Problemen abzulenken. Dies lässt ihn den Stress in der Schule, Stress zu Hause und auch den neusten Stress mit den Mädchen vergessen. Doch auch die eigentlich für Dennis unkomplizierte Beobachtungszeit wird plötzlich zum Stress. Der Nachbarjunge ist nicht in seinem Zimmer, auch nicht in der Wohnung. Seine Eltern verhalten sich zudem noch sehr merkwürdig und Dennis ahnt Schlimmes. Sein Alltag steht Kopf, er vermutet ein Verbrechen und forscht im Keller des Hochhauses nach. Der könnte kaum geheimnisvoller sein, denn eine Begegnung der ganz besonderen Art wartet auf ihn. Außerdem kämpft er mit dem Gefühl selbst unter Beobachtung zu stehen.
PC-Spiele und Gewalt gehören auf keinen Fall zusammen. Das zeigt der Protagonist Dennis. Fast sein kompletter Alltag findet zwar auf einer anderen Ebene statt, aber nur weil die reale Welt einfach zu brutal ist und für ihn einfach zu farblos. Mit viel Gefühl, Fantasie und Abenteuerdrang fiebert er mit seinen surrealen Helden mit und genießt seine zweite Haut. Ein Flüchten aus eigenen Problemen, aber für ihn muss dies sein, denn diese Spiele helfen ihm zu mehr Selbstvertrauen um endlich mehr Fuß im wahren Leben zu fassen. Er streckt trotz seinem Spielvergnügen die Hände aus, um Probleme zu verhindern und zu helfen. Dennis ist voller Einfühlungsvermögen, immer auf der Hut und bereit für Neues.
Ein Jugendroman? Nicht nur, denn hier werden breite Facetten des Alltags angesprochen. Verschiedene Hobbys, Freunde, Familie spielen eine Rolle, aber auch das Leben an sich mit seinen etlichen Tücken und Regenwolken. Doch auch zwischen den dicksten Wolken gibt es sonnige Lichtblicke.
„Das Gegenteil von oben“ ist der Blick mit einem Fernglas in die Herzen der Menschen. Die Charaktere sind aus dem Leben gegriffen, Dennis könnte mein Nachbar sein, seine Mutter meine Untermieterin. Das Buch begeistert mit seiner schlichten Gestaltung, den einfachen und bildlichen Sätzen. Ein großer Spannungsbogen mit einigen thrillerähnlichen Ansätzen verleihen dem Buch einen Schwung, der einige langatmige Stellen überrollt.
Außerdem ist das Verrutschen beim Lesen ausgeschlossen, denn ein bucheigenes Lesezeichen zum Raustrennen schließt dieses aus.
Binea.
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