Dong. Dong. Dong.
Die astronomische Uhr auf dem Altstädter Ring in Prag schlägt fünf. Davor steht Milena Prochazka, hat die Hände tief in den Taschen ihres roten Mantels und wartet auf ihren Freund Lukas. Eigentlich sollte er schon längst da sein. Während Milena wartet, schweifen ihre Gedanken ab und sie denkt wie jeden Tag an ihre geliebte Mutter. Ludmilla, ihre geliebte Maminka, ist verschwunden und auch ihr Vater ist nicht mehr bei ihr. Sie lebt bei ihrer Oma, Baba, die für sie sorgt, genau wie ihre beiden Tanten Tereza und Katerina.
Milena gibt die Hoffnung nicht auf, ihre Mutter wieder zu treffen und sucht den transparenten Faden, der sie zu ihr hin führt. Sie geht die Zelezna-Straßen entlang, denn auf dieser befindet sich ihr Lieblingsplatz: „Das Haus der schönen Träume“, das Marionettentheater ihres Vaters. Doch ihre volle Aufmerksamkeit hat das Plakat, was sie dort vorfindet. Ein Meister der Marionetten ist in der Stadt, ein Wandertheater. Ihr Herz füllt sich mit Freude und sie hat Sehnsucht nach einem Stück mit vielen Marionetten und will unbedingt diese Aufführung sehen. Plötzlich spricht eine Stimme zu ihr, eine Person so groß wie ein Riese mit leuchtenden Augen sieht sie an. Der Meister der Marionetten. Seit dieser Begegnung ziehen die unsichtbaren Fäden an Milena, denn der Meister und seine Zwillinge Zdenko und Zdenka haben keine guten Absichten mit ihr und ganz Prag.
„Marionetten sind Macht, Legenden die Zukunft“
Der 12. bis 18. Januar 1898 ist ein wirklich besonderer Zeitraum. Sieben Tage voller Abenteuer, sieben Tage die Stadt Prag, sieben Tage voller Hoffnung, sieben Tage lauert die Gefahr.
Danke Joanne Owen, danke Mutt Ink. Dieses Romandebüt ist nicht nur inhaltlich besonders und unnachahmlich, nein, auch das Buch selbst und jede einzelne Seite ist ein wahres Meisterwerk. Schon anhand des Gewichtes des Buches merkt man, dass es in seinem Inneren viel bereit hält.
Ein malerischer Blick über die Stadt, ein Überblick über den Inhalt und über die Mitwirkenden im Roman ist der erste Vorgeschmack. Der Hauptteil überschlägt sich förmlich. Die Illustrationen von Mutt Ink sind mit Liebe gemacht, sogar persönliche Gegenstände und Unterlagen der Autorin sind Bestandteil. Verschnörkelte Seitenzahlen, ein Rezept, kurze Geschichten und Briefe sind gerade erst der Anfang von dem, was den Leser als Bonus erwartet. Obwohl man am Ende des Buches noch ganz umgarnt von den Fäden ist, wird man noch tiefer in das Geschehen gedrückt, indem der Anhang Hinweise zur Aussprache bereit hält, tschechische Nachnamen erklärt sowie die Stadt Prag und die Marionettentradition tief in das Holz des Lesers schnitzt.
Binea.
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