Freitag, 6. Februar 2009

Die Stunde, in der ich zu glauben begann von Wally Lamb


Wally Lamb - ein wunderbarer Autor.
Genau wie bei "Die Musik der Wale" hat mich Wally Lamb nicht enttäuscht und mir bewiesen, dass rund 750 Seiten nicht lang sein können.

Gleich das Vorwort, indem er über seine kürzlich verstorbene Mutter spricht, hat mich sehr gerührt. Er beschreibt mit viel Herz, dass er es ihr gewidmet hat, sie es aber leider nicht mehr vollständig lesen konnte.
Mich hat die dicke des Buches erst etwas abgeschreckt und als ich auf Seite 325 war ging mir durch den Kopf: "Wow, bisher war es immer aufregend mit Caelum, dem Protagonisten, Tag für Tag zu erleben. Wird Wally Lamb es aber schaffen in der zweiten Hälfte des Romans mich immer noch bei Laune zu halten ?". Ich kann nur sagen "Er hat es."
Keine Seite hat mich gelangweilt, eher wurde ich angetrieben schneller zu lesen.

In seinem Roman steht nicht nur das schlimme Columbine-Highschool-Masaker im Mittelpunkt sondern Caelums komplettes Leben. Wie er vor dem Horrortag - 20.04.99 - gelebt hat, wie es mit ihm und seiner Frau Maureen nach dem Tag weitergeht und er begibt sich auf die Suche nach seinen Vorfahren.
Erzählt wird in der Ich-Perspektive, über Caelum, den Lehrer an einer Schule in Colorado. Colorado - sollte für einen Neubeginn stehen, beruflich wie auch im Eheleben mit seiner Frau Maureen. Doch dann kommt alles anders. Maureen befindet sich mitten im Geschehen, als die beiden Schüler Harris und Klebold das Feuer eröffnen. Ein Alptraum nicht nur für Maureen. Keiner möchte an ihrer Stelle sein, nicht an ihrer und auch nicht an der Stelle der anderen Opfer und Zeugen. Der Leser befindet sich mitten in der Katastrophe und es läuft einem bei diesem Hautnaherlebniss kalt den Rücken herunter. Maureen steht verständlicherweise unter Schock und ist am Ende. Nach und nach verfällt sie der Medikamentensucht und Caelum schafft es nicht mehr zu ihr hindurch zu dringen. Ein Neustart in ein anderes Leben, weg von Columbine erscheint als einzige Rettung. Auf der gemeinsam geerbten Farm der verstorbenen Tante soll er nächste Neuanfang versucht werden. Maureen kehr langsam ins Leben zurück und als fast alles in geregelten Bahnen verläuft, folgt der nächste Schicksalsschlag. Maureen wird erneut zurückgeworfen und es lastet nun eine große Schuld auf ihr. Werden es die beiden erneut packen ?
Caelum macht auf der Farm eine Entdeckung die ihn verunsichern und seine gesamte Herkunft in Frage stellen. Wessen Sohn ist er, wessen Blut fließt in ihm ? Eine doppelte Belastung für Caelum und dazu kommen noch finanzielle Probleme, die ihn fast verzweifeln lassen. Jetzt ist erneuter Zusammenhalt gefragt.

Diese Geschichte hat mich sehr bewegt, da sie eins zu eins stattfinden hätte können. Sehr bewegend ist auch das Nachwort. Dadurch blüht alles nochmal auf und Wally Lamb gibt noch einmal sehr viel persönliches von sich preis. Von den neun Jahren in denen er am Roman geschrieben hat sind die herausragendsten Ereignisse festgehalten. Der Krieg im Irak, der Hurikan Kathrina, der 11. September und das Columbine-Masaker. Stellenweise konnte ich mir die Tränen nicht verdrücken und das ganze hat sich zum Ende noch mehr zugespitzt als mir bewusst wurde, dass fast alle Namen im Roman die der Opfer, der Zeugen, der Angehörigen echt sind. Diese Tatsache hat mich noch mehr mit dem Roman verschmelzen lassen und ich habe mich danach weiter über Columbine belesen.
Internetseiten zu Columbine:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schulmassaker_von_Littleton#Die_T.C3.A4ter
http://doku.cc/2007/12/02/columbine-high-school-protokoll-eines-massakers/
http://www.6thfloor.de/sciencenet/littleton.php

Gefühlvoll, beeindruckend, spannend - Die Stunde, in der ich zu glauben begann, treffender kann der Titel nicht sein.
Binea

Keine Kommentare: